Langbeschreibung
Die Umgangssprache in der deutschen Schweiz ist eine hochpolitische Angelegenheit von nationaler Bedeutung. Dies zeigt auch die immer wieder aufflammende Debatte über die Stellung des Dialekts gegenüber dem Hochdeutschen. Seit je beteiligen sich Schriftstellerinnen und Schriftsteller rege an der öffentlichen Diskussion um die Sprachensituation, ohne dabei eine einhellige Meinung zu vertreten. Deutschschweizer Literatur entstehe im 'Spannungsfeld' zwischen Umgangs- und Hochsprache, so fassen literaturwissenschaftliche Forschungsarbeiten häufig die besondere sprachliche Ausgangslage zwischen vermeintlich 'natürlicher' Mundart und übergeordnetem Regelsystem der Schrift zusammen. Die Deutschschweizer Literatursprache ist jedoch nicht allein sprachgeographisch als nationale Varietät zu verstehen, sondern auch als Kunstsprache, die den heimeligen, bisweilen auch unheimlichen Dialekt für das subtile, kritische und selbstkritische Spiel mit den Möglichkeiten der produktiven Verunsicherung einsetzt, das ist die These des vorliegenden Sammelbands. Dem (mitunter auch verborgenen) Dialekt als einem wiederkehrenden, fortwährend produktiven und verstörenden Element innerhalb der Deutschschweizer Literatur geht der Band anhand von neuen und frischen Lektüren literarischer Texte nach. Erforscht werden in den 15 Studien ästhetische Formen und Funktionen von dialektalen wie dialektischen Elementen in der Literatur von Jeremias Gotthelf bis Pedro Lenz, von Mani Matter bis Conrad Ferdinand Meyer, von Robert Walser bis Johanna Spyri.