Edison

Die Werke des tschechischen Dichters VítÄ"zslav Nezval (1900-1958) haben eine außerordentlich hohe Bedeutung für die moderne tschechische Poesie. In einer Nachdichtung des 1938 in Reichenberg geborenen Lutz-Erdmut Adolf legt der Vitalis-Verlag in einem ansprechenden Bändchen nun erstmals das hymnische Poem "Edisona€oe, die vielleicht bedeutendste Schöpfung Nezvals, in deutscher Sprache vor, ergänzt um ein Nachwort über Leben und Werk des Dichters. Dass auch die tschechische Originalfassung des Poems aufgenommen ist und so dem Sprachkundigen einen direkten Vergleich ermöglicht, erhöht den Reiz des Büchleins, welches im Sinne Prof. Berthold Schuhs einen weiteren Beitrag dazu darstellt, das "Fenster einen Spalt breit zu öffnena€oe. "Nachrichten der Sudetendeutschen in Baden-Württemberga€oe, im September 2001 Als Jaroslav Seifert 1984 den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte, wies Reiner Kunze, der Texte von nahezu vierzig tschechischen Dichtern ins Deutsche übertragen hat, darauf hin, dass Seifert wohl zugunsten von FrantiÅ¡ek Halas zurücktreten würde, wenn er noch leben würde. Nachdenklich setzte er hinzu: "Und wenn VítÄ"zslav Nezval und Vladimír Holan noch lebten? Dann wäre es für das Nobelpreiskomitee wahrscheinlich schwer gewesen, sich zu entscheiden.a€oe ... Die poetische Sprache entwirft ein Feuerwerk der Dinge um uns herum. In VítÄ"zslav Nezvals Poem "Edisona€oe wird diese sprachliche Kraft ein weiteres mal vorgeführt. Die assoziative Reihung der Bilder deuten Nezvals Hinwendung zum Surrealismus an, die er in den 30er Jahren vollzogen hatte. Eine freie Metophorik kennzeichnet die Verse, die jetzt strenger komponiert und dem Reim unterworfen sind. Das 1928 veröffentlichte Poem "Edisona€oe markiert den Übergang vom Poetismus der 20er Jahre in den sich anbahnenden Surrealismus. Einer kompromisslos vitalistischen Lebensbejahung der poetischen Phase ist das Bewusstsein von Trauer und Tragik an die Seite getreten. Die Träume sind geblieben, hinzugekommen ist das Reich der Schatten, das Rätsel des Todes. Die Lichtergirlanden der Prager Brücken hatten den aus der Provinz stammenden Jungen Nezval stark beeindruckt und wohl auch zu diesem Poem inspiriert, in welchem dem Erfinder der Glühbirne ein dichterisches Denkmal gesetzt wurde. Keine positive Lebensbeschreibung allerdings, sondern eine Explosion von sinnlichen Eindrücken und Assoziationen, ein dionysisches Fest einer Sprache, die keiner Ideologie und keinerlei programmatischen Verpflichtungen unterworfen ist. Dies sollte sich, auch in Nezvals Poesie, nach dem Krieg ändern. Doch die zwanziger und dreißiger Jahre bleiben im Bewusstsein als die goldene Epoche der modernen tschechischen Literatur. Volker Strebel in der "Prager Zeitunga€oe, am 20. 12. 2001